FilmReview zu MOSSAD

Meine bescheidene Meinung:

Kennt ihr noch die alten Filme von David Zucker? Sie waren herrlich überdreht und strotzten nur so vor skurrilen Einfällen. Seine Filme waren immer eine wilde Achtbahnfahrt der Blödelei. Man was hatte ich Spaß, wenn es wieder hieß, heute um 20:15 Uhr kommt DIE NACKTE KANONE mit dem unvergessenen Leslie Nielsen und gleich darauf um 22:15 Uhr folgte EINE REISE IN DEM VERRÜCKTEN FLUGZEUG. Ja, da war mein Abend gerettet und Lachanfälle waren garantiert. 

Als es dann hieß, Zucker kehrt zurück, da ging mir sofort mein Filmherz auf. Gut, er ist bei MOSSAD nur Creative Consultant, was auch immer da man auch macht, aber seine Handschrift ist deutlich zu lesen. Der Film wurde eine Mischung aus Hommage und Neuinterpretation der Zucker/Abrahams/Zucker/Nielsen Filme. Warum für mich MOSSAD so gut funktioniert, das erfahrt ihr wie immer in den folgenden Zeilen. 

Der angesehene Mossad-Agent Guy Moran (Tsahi Halevi) hat einen heiklen Auftrag: Er soll seinen Kommandanten (Dvir Benedek) aus den Fängen skrupelloser  Terrorosten befreien und ihn wieder heil nach Hause zurückbringen. Doch die Mission geht mächtig schief und somit werden Guy und sein Partner Aaron Rahamim (Tal Friedman) als Wachmänner für eine Hüpfburg degradiert. Von nun an fristen sie ein, sich bemitleidenswertes Dasein, vor allem Guy hat sein Jobverlust hart getroffen. 

Doch als plötzlich ein amerikanischer Tech-Milliardär in Israel entführt wird, hat Guy neue Hoffnung, dass er wieder in seinen alten Dienst zurückkehren kann. Er nimmt die Verfolgung auf und bekommt auch Unterstützung dabei. Die taffe CIA-Agentin Linda Harris (Efrat Dor) geht mit ihm auf geheime Mission und der Irrsinn nimmt seinen Lauf...

Der Film von Regisseur Alon Gur Aryes geht sofort so aberwitzig los, dass Leslie Nielsen bestimmt stolz gewesen wäre. Gleich die ersten 10 Minuten zeigen, dass Zuckers Stil, wenn auch von jemand anderem inszeniert, nichts verlernt hat. Es geht so verrückt zur Sache wie seit DIE NACKTE KANONE nicht mehr. Es werden Videospiele parodiert und visuelle Verrücktheiten eingebaut, wie z.B. durch den schwarzen unteren Bildrand zu kriechen. Herrlich abgedreht! Klar, für Cineasten ist das kein Film, denn hier werden Puppen eingesetzt und da will man, das erkannt wird, dass es welche sind. Es werden billige Effekte verwendet und die Dialoge sind durchweg albern und verblödet und ja, auch das muss so sein. Im Gegensatz zu MOSSAD, ist Rowan Atkinsons Agenten-Parodie JOHNNY ENGLISH eine seichte harmlose Komödie. 

Der Mittelteil hat dann etwas Leerlauf, doch Aryes bekommt die Kurve und geht bei dem aberwitzigen Finale nochmal richtig in die Vollen. Wenn dann der Abspann beginnt, sitzt man entweder mit einem breiten Grinsen vor der Leinwand oder man schüttelt nur empört den Kopf. So oder so, MOSSAD ist jedenfalls eine Erfahrung, die man sich ansehen sollte. Denn ein bisschen Blödsinn hat noch niemandem geschadet, vor allem in so düsteren Tagen wie wir sie gerade erleben, fehlt ein Leslie Nielsen doch sehr stark. MOSSAD lässt eineinhalbstunden Leslie Nielsens-Geist auferstehen, auch ohne ihn visuell wiederzubeleben. Allein dies ist schon wahre Kunst, alberne und total verblödete Kunst, aber Kunst.

Klar, man kann dies auch als aufwärmen alter Gags, oder aus der Zeit gefallen, nennen. Muss man aber nicht. Ayres zitiert, parodiert und schikaniert sich durch die Kinogeschichte, übt ungeniert Kritik an unsere Smartphone-Abhängigkeit (Handy-Zombies) und dessen billige ausbeuterische Herstellungsart. Spielt mit Doppeldeutigkeiten, Klischees oder lässt seinen Helden alles viel zu wörtlich nehmen. Das ist ganz großes Zucker/Abrahams/Zucker Kino. Regisseur Ayres vermischt diese altbekannte DNA mit seinen neuen, mindestens genauso, verrückten Ideen und kreiert damit einen ganz eigenen Stil der filmischen Hommage.

Das Pacing und die Gagdichte sind schwindelerregend hoch, so dass der Zuschauer fast keine Atem-oder Lachpause bekommt, Slapstick vom Feinsten. (Noch mal hier als kleiner Auffrischer: Wer solche Filme wie DIE NACKTE KANONE oder SCARY MOVIE oder HOT SHOTS nicht mag, der wird auch hier nicht lachen können) -

Die Schnitte sowie die Effekte oder Kostüme sind des Öfteren gewollt schlecht gemacht, was unter anderem auch zu einem hohen Spaßfaktor beiträgt. Mit den Darstellern hat Aryes dann auch noch einen wahren Glücksgriff gelandet, da wirklich alle mit viel Herzblut und Spielfreude dabei sind. Allen voran der Hauptdarsteller Tsahi Halevi, der diese trottelige Figur so würdevoll wie nur möglich verkörpert und jeden Gag, jedes Fettnäpfchen und jeden Stunt mit einer souverän ernsten Mimik meistert. Herrlich! 

Oder Ilan Dar, der den Mossad-Boss mit so einem kindlich-naiven Charme verkörpert, wie einst George Gaynes als trotteliger Commandant Lassard in den POLICE ACADEMY-Filmen.