FilmReview zu HOMEBOY

Meine bescheidene Meinung:

Mickey Rourke war für mich schon immer einer der besten Darsteller auf diesen Planeten. Seine sensationellen Darbietungen, haben zwar schon ein paar Jahre auf den Buckel, sind aber immer noch präsent in meinem Kopf. Mit Filme wie ANGEL HEART oder BARFLY spielte er sich in mein Filmherz. Er verlor sich im laufe der Zeit des Öfteren selbst, konnte dann aber mit SIN CITY und zuletzt vor allem mit THE WRESTLER an alte Erfolge anknüpfen. Gut, auch diese Filme sind schon wieder ein paar Jährchen her, aber dennoch: Er ist und bleibt eine lebende Schauspiel-Legende! Denn niemand kann die verwundbare Sensibilität eines gebrochenen Mannes glaubhafter vermitteln als er. Der Film HOMEBOY war und ist ein Herzensprojekt von Rourke, welches nun endlich in einer gelungen Edition veröffentlicht wird. Ob mich der Film noch immer fasziniert, das erfahrt ihr wie immer in den folgenden Zeilen. 

Johnny Walker (Mickey Rourke) ist ein Kämpfer, ein Großstadt-Cowboy, dessen beste Zeiten als Profiboxer längst vorbei sind. Sein Körper hat schon einen hohen Tribut für die Lebensart zollen müssen. Johnny kann kaum noch sehen und ist auch sonst nicht gerade gut in Form. Doch er hat nie aufgegeben und sein eiserner Wille lässt ihn immer wieder aufstehen. Nach einem harten Kampf lernt er den smarten Wesley (Christopher Walken) kennen, einen verschlagenen Kleinganoven. Die Beiden verbindet schon bald eine Art von Freundschaft und Johnny lässt sich von Wesley zu einem riskanten Coup überreden. Doch als er dann die wunderschöne Ruby (Debra Feuer), eine taffe Karussell- u. Pferdebesitzerin, kennenlernt, verändert sich für Johnny alles. Er verliebt sich in Ruby und will ihr aus einer finanziellen Misere helfen.Aus Liebe zu ihr, bricht er sein Versprechen zu Wesley und steigt, trotz schweren Kopfschäden und die Warnung eines Arztes, in den Ring zu einem letzten tödlichen Duell...

HOMEBOY vermittelt ein faszinierendes Lebensgefühl wie es nur ein Film aus den 80ern schaffen kann. Melancholisch, roh und intensiv echt. Mit einem Mickey Rourke in der Hauptrolle, der den nachdenklichen, leicht verschrobenen Mann perfekt performt und ihm eine Nahbarkeit verleiht wie nur er es kann. 

HOMEBOY beginnt mit einem schweigenden Mann, der sich anzieht, um mit den Bus wegzufahren, dies dann auch tut und in einer Bar für „Schwarze“ landet. Er sagt bis zur 15. Minute gar nichts. Er beobachtet nur, säuft, tanzt und blickt schwermütig drein. Bis er dann im Ring mal kurz einen Ton von sich gibt. Diese ersten Minuten stellen uns den Hauptcharakter vor und der Zuschauer erfährt dabei so viel, auch ohne große Worte. Schon in den ersten Szenen wird klar, dies ist ein besonderer Film. Ein Film über unverbesserliche Verlierer und ihre hoffnungsvollen Träume. Ein Film über die Liebe, den Kampf und die Verletzlichkeit hinter den menschlichen Fassaden. Regisseur Michael Seresin hat mit HOMEBOY ein bewegendes Sportlerdrama geschaffen, dass Boxerfilm und Schauspielkino ineinander vereint. Der Film besticht mit glaubhaften Figuren und vielen ruhigen, wie gefühlvollen Momenten. Ehrlich, sensibel und anspruchsvolle Filmkunst. 

Das Pacing ist angenehm entschleunigt, welches der Geschichte genügend Zeit zur Entfaltung und den Darstellern genügend Platz für ihre intensive Performance lässt. Der Soundtrack von Eric Clapton und Michael Kamen ist berührend und trägt maßgeblich zu dem mitreißenden sowie mitfühlenden- Gefühl bei, welches HOMEBOY überträgt.

Die Geschichte weist Parallelen zu Rourkes echtem Leben auf, was dem Film eine gewisse Authentizität sowie Persönlichkeit verleiht und die Gefühle noch emotional greifbarer werden lässt. Rourke schrieb das Drehbuch, unter seinem Pseudonym Sir Eddie Cook, einfach selbst.

Die Story von HOMEBOY trieb sich lange in Mickey Rourkes Kopf herum, bevor er sie zu Papier brachte und sein Herzenspojekt endlich grünes Licht bekam. Das merkt man Rourke, in jeder Szene, bei seinem intensiven Spiel an. Auch wenn seine Figur eher der schweigsame Typ ist, so kann er mit Mimik und Gestiken die tiefe traurige Emotionalität, die sein Figur besitzt, eindrucksvoll darstellen. Mickey Rourke verkörpert diesen abgehalfterten Charakter, in seinen alten Cowboystiefeln, zerrissenen Jeans und seinem zerknitterten Hut, einfach schmerzhaft gut.Bei guten darstellerischen Leistungen, kommt man natürlich auch nicht drumherum, Christopher Walken zu nennen. Der charismatische Darsteller mimt hier routiniert souverän einen schmierigen Kleinganoven, bei dem man nie weiß, was er überhaupt im Schilde führt. Beide Akteure sind bei HOMEBOY in ihrem Element und rechtfertigen deshalb schon den Kauf des wundervollen Mediabooks. Auch Debra Feuer (sie war zu diesem Zeitpunkt auch die Frau von Mickey Rourke) spielt ihre Rolle mehr als glaubwürdig und passte sich dem Ensemble hervorragend an. Schauspielerisch und inszenatorisch ist HOMEBOY in allen Belangen ein gelungenes Kleinod der 80er.