Blog Post

FilmReview zu MEIN ETWAS ANDERER FLORIDA SOMMER

Thomas P. Groh • Okt. 19, 2020

Heimkinostart: 16. Oktober 2020

Das Pubertier und seine Dompteurin  

Meine bescheidene Meinung: 

Es gibt sie noch, die kleinen Filmperlen, in denen man sich verlieren kann, aber bis zum Schluss nicht weiß, warum. Mit dem Film MEIN ETWAS ANDERER FLORIDA SOMMER kommt so eine Perle am 16. Oktober zu uns in die Heimkinos. Warum mir diese ruhige Komödie so gut gefallen hat, das erzähle ich euch in den folgenden Zeilen. 


Ein typisch pubertärer Junge mit fettigen Haaren und einer „Leckt mich alle am Arsch“-Einstellung mit einer Affinität zu Metalmusik und eine zwar etwas langweilige, aber immer liebevolle Bibliothekarin sind das Mutter-Sohn-Gespann in MEIN ETWAS ANDERER FLORIDA SOMMER.

Der immer schwarz gekleidete und Metal hörende Daniel Bagnold (Earl Cave) und seine oftmals überforderte Mutter Sue (Monica Dolan) haben sich die Sommerferien anders vorgestellt. Eigentlich sollte Daniel bei seinem Vater in Florida sein, doch dieser hat mal wieder keine Zeit. So müssen sich die beiden ungleichen Familienmitglieder zusammenraufen, um den Sommer in einer englischen Kleinstadt zu überstehen und um vielleicht wieder zueinander zu finden... 

Das Langfilmdebüt von Regisseur Simon Bird ist ein sehr entschleunigter Film über den Alltag einer sich abarbeitenden Mutter und ihren undankbaren, pubertären Sohn. In dem intensiv-komischen Indie-Kleinod ist kein Platz für Action oder übertriebene Geschehnisse. Hier bleibt alles ganz ruhig, mit den typischen Auf und Abs, die es eben in einer Familie so gibt. Das Coming-of-Age-Drama basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel von Joff Winterhart und wurde von der Partnerin des Regisseurs, Lisa Owens, für die Leinwand adaptiert. Die beiden Hauptpersonen entsprechen wohl gewollt jedem Klischee, welches man sich denken kann und Bird entspinnt daraus eine interessante, lebensnahe Analyse dieser Figuren. Nach und nach splittert das klischeebeladene Stereotypen-Geflecht und entfaltet sich zu einem tief bewegenden, sehr ehrlichen Portrait einer Mutter/Sohn-Gemeinschaft, wie sie genau so neben dir wohnen könnte. Gefüllt ist das Werk mit ruhigen und sensiblen zwischenmenschlichen Momenten, die direkt aus dem Leben stammen könnten.

Die Szenen sind meist sehr dialoglastig und eine wahre Freude, weil die Dialoge so köstlich-großartig sind. Jeder wird sich in dem einen oder anderen Gespräch wiederentdecken und in eine Zeit zurückversetzt fühlen, als man noch jung war und alles scheiße fand. Jeder, der Kinder hat und selbst mal in einer pubertären Phase fast verloren ging, wird diesen Film als eine Aneinanderreihung verschiedenster Flashbacks verstehen und ihn deswegen wohl auch lieben. Viele dürften sich auch an solch eine „rebellierende“ Zeit erinnern, als man alles, was die Eltern sagten, boykottierte oder eben aus Protest genau das Gegenteil getan hatte. Genau von diesen Situationen, aber aus beiden Blickwinkeln betrachtet, handelt MEIN ETWAS ANDERER FLORIDA SOMMER. Er zeigt all die Facetten und Auswirkungen auf der Seite des jugendlichen Protagonisten, aber auch die der Erwachsenen. Dieser Blickwinkel auf beide Lager macht den Film so einzigartig vielschichtig und so verdammt gut. Dadurch entfaltet sich eine absurde Komik, die direkt aus dem Alltag entspringt und sich daher so bekannt anfühlt. MEIN ETWAS ANDERER FLORIDA SOMMER ist kein Film mit heftigen Schenkelklopfern, sondern eine kleine leise Verschnaufpause vom Alltag, versehen mit leisem Humor zum Schmunzeln und zwei liebevollen Charakteren. 

Durch diese entschleunigte, aber pur-ehrliche Herangehensweise entstehen keine großen Höhepunkte und auch sonst keine nennenswerten Wow-Momente und genau das macht MEIN ETWAS ANDERER FLORIDA SOMMER so konsequent gut. Es muss nicht immer alles überspitzt oder derb ausufernd gestaltet werden, nur um es einem bestimmten Publikum näher zu bringen. Nein, hier reichen die kleinen feinen Augenblicke, Gestiken oder einfach nur alles-erklärende stille Momente. Und glaubt mir, auch trotz dieser unspektakulären Erzählweise gibt es Gänsehautmomente und so intensiv-ehrliche Gefühlsmomente, dass einem manchmal der Kloß im Hals stecken bleibt, mit Tränchen natürlich. Der Fim  beschreibt sogar die Schönheit der Trauer (Der Tod eines geliebten Lebewesens ist der ausschlaggebende Punkt, an dem die Beiden wieder einen Zugang zueinander finden.) großartig. Diese bewegenden und höchstgradig gefühlvollen Szenen haben sie dem absolut talentierten Cast zu verdanken.

Earl Cave spielt den genervten Teenager Daniel mit so einer charmanten Mischung aus absolutem Arschlochkind und fürsorglichem Sohn, dass dem Zuschauer zum einen die Galle hochkommt und in einem anderen Moment wieder vor Rührung das Herz aufgeht. Bravo! Durch sein überzeugtes Auftreten nimmt man ihm seine genervten und gelangweilten Launen zu jedem Zeitpunkt ab. Monica Dolan performt die Mutter mit einer so tiefgehenden Emotionalität, dass es schon fast erschreckend ist. Sie kann jede noch so kleine Emotion auf den Punkt rüberbringen und es geht dem Zuschauer immer direkt ins Herz. Ihr Spiel mit schwarzem Humor, hintergründigen Witzen und Paroli bietendem Sarkasmus macht sie so unfassbar sympathisch und viel stärker, als sie optisch vielleicht wirken mag. 


Mit der Pubertät wird ein schwieriges Thema vom Regisseur und der Drehbuchautorin angesprochen, denn sind wir mal ehrlich: Es sind schwierige Zeiten. Alles verändert sich. Dein Körper, dein Wesen und in deinen Augen auch das Umfeld. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht verloren geht. Ich weiß, für die Eltern ist dies auch nie leicht, doch man sollte immer tief in sich gehen, bevor man vorschnell verurteilt. Denn hey, schließlich waren wir doch alle mal in dieser Phase und als Heranwachsender hat man es eben nicht leicht. 

So, nun wieder zurück zum Film. MEIN ETWAS ANDERER FLORIDA SOMMER kann nicht nur mit der liebenswerten Story und glaubhaft sensationellen Darsteller/Innen punkten, sondern vermengt die Geschichte mit einem guten Soundtrack und leckeren Sandwichs.

FAZIT:

Die sehr leise, aber humorvolle und ebenfalls sehr berührende Coming-of-Age-Komödie von Regisseur Simon Bird macht vieles richtig und ist ein einzigartiges Erlebnis für Liebhaber des leisen Films. Ein Film, der das Kind in dir aufhorchen und den Erwachsenen schmunzeln lässt – wunderbar skurril, lebensecht und ein wahrer Geheimtipp! 

Bilder: © Ascot Elite Filmverleih  

von Thomas P. Groh 27 Nov., 2022
Der Start einer neuen (Comic) PUNISHER-Reihe birgt so einige Abgründe, Überraschungen und neue Verbündete, seid gespannt, es lohnt sich...
von Thomas P. Groh 27 Nov., 2022
Dies ist wirklich ein kleines, feines Meisterwerk, anders kann ich es nicht beschreiben. Dies liegt mit unter an der mitreißend wie ungewöhnlich erzählten Geschichte von Josh Vann (übrigens, sein Erstlingswerk, wie von allen Mitwirkenden auch), aber das wirkliche Highlight und das berauschende Augenmerk liegt an den wunderschönen und absolut einzigartigen Zeichnungen von der begnadeten Künstlerin Simone D`Armini und der beeindruckenden Kolorierung von Adrian Bloch. Einfach nur Wow! THE SPIDER KING ist ein über Crowdfunding finanzierter Comic, der die absurd fantastische Frage stellt: Was wäre passiert, wenn Aliens im Mittelalter auf die Erde gekommen wären? Kurz etwas zur Story: Als im Jahr 956 n. Chr. eine Flotte von Raumschiffen in Nordeuropa abstürzt, ist eine bunte Truppe heldenhafter Wikinger die letzte Phalanx gegen einen brutalen intergalaktischen Kriegsherrn. Stürzt euch gemeinsam mit diesen Wikingerkriegern in die alles entscheidende Verteidigungsschlacht: Ausgerüstet mit futuristischer Technologie und Waffen jenseits aller Vorstellungskraft liefern die Außerirdischen unseren ungewöhnlichen Helden einen unvergleichlichen Kampf … Meine Wenigkeit hat ja schon viel abgedrehtes Zeug gesehen oder gelesen, aber was THE SPIDER KING hier abfeuert ist sehr besonders. Besonders in der Bildersprache, besonders in der Story, besonders in den Feinheiten, besonders originell und vor allem besonders wundervoll. THE SPIDER KING ist gespickt mit schwarzen Humor, besticht mit wuchtiger Action und mit stilsicherer Brutalität. Ein Genre-Crossover der besonderen Art, welches sich in Science-Fiction sowie in Fantasy einordnen lässt. Der Lesefluss ist nahezu berauschend und man wird regelrecht hineingezogen, in diese bunt-düstere Welt, von der man eigentlich gar nicht mehr weg will. Charaktere zum Verlieben, Kämpfe zum Staunen, eine Geschichte zum Mitfiebern und ein Bilderrausch zum Wegträumen. THE SPIDER KING hat alles. Mein Review ist kurz und knapp, ja, das weiß ich, aber mehr gibt es nicht zu sagen - THE SPIDER KING ist ein kleines Meisterwerk, wie schon erwähnt... Der mir hier vorliegende Comicband enthält die Serie mit vier Ausgaben, plus zwei Bonus-Kurzgeschichten, des weiteren eine Kunstgalerie mit Covern und Pin-ups und ein Skizzenbuch mit Charakterdesigns von Simone D'Armini. Was will ein ComicHerz mehr? THE SPIDER KING hat alles was man sich von einem Comic wünschen kann – EIN COMIC MIT HERZ UND SEELE!
von Thomas P. Groh 12 Nov., 2022
Was für ein kranker, geiler Scheiß! Was habe ich da nur gelesen ? Der Autor Garth Ennis (THE BOYS, PREACHER) präsentiert uns hier ein Werk welches doch sehr von seinem eigentlichen Schreibstil abweicht. Klar, sind seine Geschichten brutal und zynisch aber meist auch durchzogen von schwarzen Humor und leichtfüßigen Dialogen, die beiden letzten Komponenten lässt Ennis hier komplett außen vor. Seine neuster Streich A WALK THROUGH HELL ist ein alptraumartiger Trip in die Tiefen der menschlichen Abgründe und darüber hinaus... Kurz etwas zur Story: Es ist eine Routineuntersuchung. Die FBI-Spezialagenten Shaw und McGregor kümmern sich um die kleinen, alltäglichen Fälle – und Shaw ist das ganz recht so. Sie ist 40, dem Burnout nahe, und die Schatten ihres letzten Falls verfolgen sie noch immer. Ihr Partner McGregor hingegen ist jung und idealistisch, bereit es mit allem aufzunehmen, das ihm das Schicksal vor die Füße wirft. Doch dann verschwinden zwei Agenten in einer Lagerhalle. Shaw und Mc Gregor werden losgeschickt, um das Gebäude zu untersuchen … und finden dort einen Albtraum vor, der die Grenzen jeder Vorstellungskraft übersteigt. Diese Nacht wird nie enden... Die Story in A WALK THROUGH HELL ist intelligent geschrieben und sehr verschachtelt erzählt. Dies kommt der düsteren, sehr beklemmenden Prämisse sehr entgegen und hebt das Potenzial der Horror-Story um ein vielfaches. Die Wendungen und die Spannung sind kaum zu ertragen, so wie manche diabolische Grausamkeiten, die mit Wort und Bild beängstigend beschrieben werden. Ennis lässt uns den Schmerz, die Angst und die Dunkelheit wahrlich spüren, so sehr, dass man nach dem lesen doch etwas verstört sein könnte. So komplex und unkategorisierbar wie die Geschichte selbst sind auch die Figuren darin. Wir blicken tief in die tragischen Erlebnisse der Protagonistin und erblicken das absolut Böse des Antagonisten und nichts davon lässt uns kalt oder ist gar so wie es scheint. Die Kritik an Religionen, die Brutalität, der Symbolismus und das ständige Spiel mit der Angst, sowie mit den Erwartungen des Lesers sind allgegenwärtig und zerren an den Nerven. Ja, A WALK THROUGH HELL ist nicht für schwache Nerven, nichts für zwischendurch und schon gar nichts für unerfahrene Comicleser. Die hervorragende Geschichte wird durch die Zeichnungen von Goran Sudžuka (Y – THE LAST MAN, HELLBLAZER) so richtig lebendig. Die Zeichnungen sind sehr Detailreich, qualitativ hoch und spiegeln die d üstere Vision Ennis perfekt wider. A WALK THROUGH HELL ist ein Comic der dir alles abverlangen wird, dich aber mit einer intelligenten wie grausamen Geschichte belohnt und mit tollen wie verstörenden Bildern betören sowie verstören wird.
von Thomas P. Groh 11 Nov., 2022
Ein Film übers Filmemachen, das klingt erst Mal nicht mehr so spannend, da es schon einige Vertreter davon gibt, kann aber durchaus funktionieren. Vor allem wenn dabei solch viele kreative wie talentierte Filmemacher und Schauspieler zusammenkommen um das Projekt zu realisieren. Kurz etwas zur Story: Als ein milliardenschwerer Unternehmer impulsiv beschließt, einen unvergesslichen Film zu drehen, ist nur das Beste gut genug. Die exzentrische Filmemacherin Lola Cuevas (Penélope Cruz) wird rekrutiert, um bei diesem ehrgeizigen Unterfangen Regie zu führen. Vervollständigt wird das All-Star-Team durch zwei Schauspiel-Legenden mit enormem Talent, aber noch größeren Egos: Hollywood-Frauenschwarm Félix Rivero (Antonio Banderas) und das Enfant Terrible der Theaterwelt Iván Torres (Oscar Martínez), die gegensätzlicher nicht sein könnten. Beide sind Legenden – und einander nicht gut gesonnen. Um die Dreharbeiten nicht zu gefährden, stellt Lola die beiden auf immer exzentrischere Proben. Félix und Iván müssen sich nicht nur den Fallstricken ihrer Eitelkeit stellen, sondern auch ihrem eigenen Vermächtnis.
von Thomas P. Groh 11 Nov., 2022
Bilder: © Busch Media Group www.buschmediagroup.com www.facebook.com/buschmediagroup
von Thomas P. Groh 30 Okt., 2022
WALKING TALL das Remake des gleichnamigen Actionfilms von 1973, ist eine Ein-Mann-Show die einen unzerstörbaren Helden auf Selbstjustiz-Tour zeigt. Selbst in der Zeit, als WALKING TALL rauskam (2004) war diese Art Actionfilme zu machen schon altmodisch. Doch dafür bringen uns die Macher des Films für kurze Zeit die 80er/90er wieder zurück. Kurz etwas zur Story: Wenn es darum geht, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, sind alle Mittel heilig. Bei der Rückkehr in seine einstmals friedliche Heimatstadt findet der ehemalige Soldat Chris Vaughn (Dwayne Johnson) ein desolates Bild vor: Korruption und Kriminalität haben sich unter den Bürgern breitgemacht. Um dem Einhalt zu gebieten, lässt sich Vaughn kurzerhand zum Sheriff wählen und nimmt das Gesetz selbst in die Hand.
von Thomas P. Groh 29 Okt., 2022
Regisseur David Leitch, der schon Actionkracher wie ATOMIC BLONDE und DEADPOOL 2 inszenierte, wollte mal etwas noch dynamischeres machen und erschuf BULLET TRAIN, welcher auf den gleichnamigen Buch von Kotaro Isaka basiert, aber seine eigene Selbstständigkeit besitzt. Auch wenn es ein amerikanischer Actioner wurde, blieb das japanische Feeling dennoch erhalten, welches eine stilistische Mischung ergibt. Kurz etwas zur Story: L adybug (Brad Pitt), der vom Pech verfolgte Auftragskiller ist entschlossen, seinen Job in Ruhe und Frieden zu erledigen, nachdem in letzter Zeit zu viele Dinge aus dem Ruder gelaufen sind. Das Schicksal hat jedoch andere Pläne, denn Ladybugs neueste Mission setzt ihn auf einen direkten Kollisionskurs mit tödlichen Gegnern aus der ganzen Welt – die alle irgendwie miteinander verbunden sind, dabei aber gegensätzliche Ziele verfolgen. Das alles passiert an Bord des schnellsten Zuges, den es gibt - und Ladybug muss einen Weg finden, wie er ihn verlassen kann.
von Thomas P. Groh 28 Okt., 2022
Bilder: © Sony Pictures Entertainment
von Thomas P. Groh 27 Okt., 2022
Der Horrorfilm ist ein Genre, welches man anscheinend nicht totreiten kann, jährlich kommen hunderte Filme raus, aber nur sehr wenige sind wirklich schaubar. Bei asiatischen Horrorfilmen hingegen trifft dies nicht ganz zu, denn diese liefern meist solide oder herausragend ab. Nun bringt uns Busch Media Group das Horrordrama GHOST MASK: SCAR vom Kameramann des Zombie-Hits ONE CUT OF THE DEAD, Takeshi Sone. Kurz etwas zur Story: Vor zwei Jahren verschwand die Schwester der japanischen Studentin Miyu in der koreanischen Metropole Seoul. Geplagt von schmerzvollen Erinnerungen ist Miyu nach Korea gekommen und hat sich auf die Suche nach der Verschollenen begeben. Kurz nach ihrer Ankunft lernt sie die Schönheitschirurgin Hana kennen, die sie auf mysteriöse Weise an ihre Schwester erinnert. Als Miyu auch Hanas eifersüchtige Partnerin Hyoshin kennenlernt, wird es immer gefährlicher, die Wahrheit über die verschwundene Schwester ans Licht zu bringen.
von Thomas P. Groh 15 Okt., 2022
Wenn einem beim Lesen Gänsehaut über den ganzen Körper läuft, oder man vom Staunen nicht mehr herauskommt, dann weiß man definitiv, dies ist eine geniale Geschichte. Dafür muss die Story nicht einmal besonders innovativ sein, nein, es reicht wenn man sie gut erzählt und die Bildersprache dazu passt. Dies alles und noch so viel mehr vereint GOD COUNTRY und lässt den Leser für eine gewisse Zeit darin versinken. Kurz etwas zur Story: Emmett Quinlan. Der verwitwete ältere Herr, der an Demenz leidet, ist nicht nur ein großes Problem für seine Kinder – seine gewalttätigen Ausbrüche nehmen ein Ausmaß an, dem auch die örtliche Polizei nicht mehr Herr werden kann. Als ein Tornado sein Haus und die umliegende Stadt im Westen von Texas verwüstet, erhebt sich ein wiederhergestellter Quinlan aus diesen Trümmern: Ein verzaubertes Schwert aus dem Auge des Sturms hält jedoch mehr für ihn bereit als nur einen gesunden Geist und Körper. Emmett ist nun der einzige Mann weit und breit, der sich den überirdischen Kreaturen stellen kann, die seine Heimat terrorisieren. Jenen Ungeheuern, die das mysteriöse Schwert erst nach Texas gelockt hat … GOD COUNTRY hat alles was ein toller Comic braucht, reichlich Action, bisschen Drama, eine Prise Humor, Spannung und ganz viel mystischen Heldenkram. Die herzerwärmende, in sich schlüssige und abgeschlossene Geschichte handelt von Glauben, Vergebung, Schuld und Sühne, Familie und den ewigen Kampf Gut gegen Böse und macht daraus eine Heldensaga der Extraklasse. Obwohl die Fantasy und die (Götter)Kämpfe klar im Vordergrund stehen, ist GOD COUNTRY in den Tiefen seines Herzen ein emotional berührendes Familiendrama. - Eine Familie, die beinahe durch die Krankheit Demenz auseinander gerissen wird, ein sprechendes Schwert, das Schwert aller Schwerter, ein allmächtiger Gott der das Schwert zurück will, ein Held wider Willen, die Hölle und noch vieles mehr – das ist GOD COUNTRY - Die Macher schaffen es die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten und es, trotz der Emotionalität, ohne Kitsch durchzuziehen. Ohne Angst vor großen Gefühlen, noch größeren Kämpfen und mit der nötigen Härte im Gepäck, erschufen Donny Cates (DOCTOR STRANGE, THANOS, THOR, VENOM) und Geoff Shaw (CONAN, CROSSOVER) einen brennenden Stern am ComicHimmel. Die Bilder, das Worldbuilding sind einfach fantastisch und auf höchstem Level. Das Pacing gönnt dem Leser keine Verschnaufpause, dies könnte auch der einzige Kritikpunkt sein, aber das wäre Meckern auf hohem Niveau. So um die ein oder zwei Kapitel mehr hätten der Geschichte sicher nicht geschadet, aber dafür kommt bestimmt keine Langeweile auf. GOD COUNTRY ist rundum stimmig und ein Gewinn für jeden der sich diesen Band zulegt.
Show More
Share by: