JESUS SHOWS YOU THE WAY TO THE HIGHWAY ist einer dieser Filme, die man gesehen haben muss um zu glauben, dass sie wirklich existieren. Wirklich zu erklären, worum es hier geht, ist eigentlich schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Trotz seiner teils an der Grenze zum amateurhaften entlangschlitternden Aufmachung, wie billig wirkenden Kostümen und Kulissen oder oft hölzern vorgetragenen Dialogen, würde es dem Film nicht gerecht werden, ihn als bloßen Trash abzustempeln. Dafür hat dieses Werk zu viel zu erzählen. Im Tallin des Jahres 2035 wird die Stadt von einer Art Supercomputer gesteuert, einer künstlichen Intelligenz, die jedoch von einem Computervirus namens Sowjetunion befallen wird. Der CIA-Agent D.T. Gagano und sein Partner Palmer Eldritch, dessen Name nicht zufällig dem der Titelfigur eines Romans von Philip K. Dick gleicht, müssen sich in die virtuelle Realität begeben um das Virus zu besiegen. Gagano, dies ist äußerst positiv zu erwähnen, ist optisch übrigens das genaue Gegenteil dessen, was im zeitgenössischen Kino als normatives Beispiel dafür verkauft wird, wie ein Leinwandheld angeblich auszusehen hat. Der ihn verkörpernde äthiopische Schauspieler Daniel Tadesse, der hier nach zwei Kurzfilmen, sowie dessen Langfilmdebüt CRUMBS schon zum vierten Mal mit Regisseur Miguel Llansó zusammenarbeitet, ist kleinwüchsig, dunkelhäutig und hat einen Buckel, entspricht also nicht dem, was die meisten Filme – wie etwa auch die Werbeindustrie oder die Gesellschaft allgemein – meinen, dass sie als Standard vorzuschreiben hätten. Das wird allerdings überhaupt nicht erwähnt und ist nur deshalb erwähnenswert. Es ist eine Tatsache, die zu keinem Zeitpunkt Thema des Films ist. Es spielt schlicht und ergreifend keine Rolle, dass der CIA-Agent nicht der angeblichen Norm entspricht. Das sollte viel öfter so sein. Denn nur wenn diverse Charaktere in Geschichten integriert werden ohne diese Diversität gleich zum Gegenstand zu machen, ist der Weg hin zu normalisierter Vielfältigkeit und einer Gesellschaft geebnet, die wirklich alle Menschen inkludiert.
FilmReview zu JESUS SHOWS YOU THE WAY TO THE HIGHWAY
HEIMKINOSTART: 12. März 2021

UNGLAUBLICH!
FAZIT
Aus einem scheinbaren Durcheinander unterschiedlichster Mythologien und einem Mosaik von Einfällen entspinnt sich JESUS SHOWS YOU THE WAY TO THE HIGHWAY als Science-Fiction-Abenteuer-Spionage-Blaxploitation-B-Movie-Konglomerat der feinsten Sorte. Der Film strotzt nur so vor Ideen, sodass er geradezu dazu einlädt ihn wieder und wieder anzuschauen um all die Details zu interpretieren, die einem hier im Sekundentakt vor die Augen geschleudert werden und herauszufinden, was eigentlich dahintersteckt. Dass er dabei aufgrund seiner Aufmachung nicht allen gefallen wird, ist klar. Dass ihm aber auf jeden Fall eine Chance gegeben werden sollte ebenso, da es ein Film ist, der Konventionen angreift, Sehgewohnheiten stößt und deutlich aus dem Allerlei des filmischen Einheitsbreis herausragt.
Bilder: © Rapid Eye Movies






