FilmReview zu THE PROFESSOR

Meine bescheidene Meinung:

Johnny Depp hatte schon lange keinen wirklichen Hit mehr im Kino gelandet, auch sein neuestes Werk THE PROFESSOR, der im Original übrigens einmal den viel sinnvolleren Titel RICHARD SAYS GOODBYE trug, wurde auch keiner. Dies ist mir aber unbegreiflich und warum das so ist, versuche ich euch in den folgenden Zeilen begreiflich zu machen. Viel Spaß! 

Der zweite Spielfilm von Wayne Roberts (KATIE SAYS GOODBYE) hatte es nicht gerade leicht und ein langer beschwerlicher Weg liegt nun schon hinter ihm. Gut zugegeben, so neu, wie ich oben geschrieben habe, ist THE PROFESSOR gar nicht, denn der Film feierte bereits beim Zurich Film Festival im Oktober 2018 Premiere und wurde schon 2017 abgedreht. Nach seiner Uraufführung wurde der Film, der da noch den Namen RICHARD SAYS GOODBYE trug, von den Kritikern regelrecht verrissen. Von, zu altbacken, zu oft schon gesehen, oder zu glorifizierend für schlechtes Benehmen bis hin zu Johnny Depp ist furchtbar. - so die Kritiker, war alles dabei. Vollkommener Schwachsinn, haben die den gleichen Film gesehen wie ich? Schon mal vorneweg, Johnny Depp spielt hier hervorragend und liefert seine beste Performance seit langen ab. Er allein schafft es schon, diesen zugegeben eigentlich mittelmäßigen Film, in berauschend hohe Sphären zu heben. Nun gut, soviel schon mal dazu. Bei uns startet die Tragikomödie nur fürs Heimkino und erzählt die Geschichte eines todgeweihten Professors.

Der Professor Richard Brown bekommt eine niederschmetternde Diagnose. Lungenkrebs!  Nur noch 6 Monate zu leben! Fuck! Doch statt sich selbst zu bemitleiden, versucht er seine Situation mit Zynismus, Ehrlichkeit und viel Alkohol zu überspielen. Damit stößt er natürlich vielen Menschen vor den Kopf, inklusive Kollegen und auch seiner kleinen Familie. Er pflügt und wütet regelrecht durch seine letzten Tage. Mit bitterbösem Humor, sexuellen Erfahrungen, Rücksichtslosigkeit und einer befreienden Ehrlichkeit, stellt er sich dem Krebs entgegen. Dabei findet er zu sich zwar selbst wieder doch die Uhr läuft unaufhaltsam gegen ihn…

Regisseur Wayne Roberts erzählt seine Geschichte zwar nach typischen Genremustern und bricht aus diesen nur selten aus, doch diese inszeniert er wirklich hervorragend und trifft stetig den richtigen Ton. THE PROFESSOR beginnt wie viele solcher Filme, mit einer niederschmetternden Diagnose. Lungenkrebs! Unser Protagonist will keine Therapie, somit bleiben ihm noch ca. sechs Monate. Von dort an beginnt eine schräge Odyssee durch die Gefühlswelten eines sterbenden Mannes und eine liebenswerte Botschaft an das Leben selbst. Roberts Film ist exzentrisch, lebensbejahend und voller kleiner Szenen zum Totlachen. Herrlich verschroben und bitter ernst. Zwischen all den komischen und leisen zynischen Momenten findet sich immer wieder gefühlvolle Zwischenmenschlichkeit, die das gute Herz und die liebevolle Empathie des todgeweihten Rüpels zum Vorschein bringen. Denn sein alles-verachtender neuer Lebens-Stil ist mehr Schein als Sein und dient lediglich als Schutzschild. Doch selbst das stabilste Schutzschild fängt irgendwann an zu bröckeln und genau dies erzählt uns die Geschichte von THE PROFESSOR sehr ausgelassen, mit schwarzen Humor, aber mit herzlichen Feingefühl. Außerdem konfrontiert der Film den Zuschauer mit der tiefgreifend existenziellen Frage, was würden sie tun, wie würden sie reagieren und wie würden sie ihre letzten Tage verbringen wollen. 

THE PROFESSOR berührt durch skurrile Charakter und vielen feinfühligen Momenten. Noch dazu findet Roberts immer den richtigen Moment für seinen mal leisen und mal brachialen Humor. Diese perfekt ineinandergreifende Mischung macht seinen neuesten Film so kurzweilig schön und dramatisch komisch. Eine bitterböse Farce über die Sterblichkeit, den Zwängen unseres Daseins und über unseren selbst auferlegten Ketten, die uns daran hindern unser Leben einfach nur zu leben. Die Botschaft von THE PROFESSOR ist simpel und wichtig zu gleich. Macht etwas aus eurem Leben und lebt jeden Tag so, als wäre es euer Letzter. Kalenderspruch-Niveau? Ja! Dennoch wichtig und schön mitanzusehen. Johnny Depp brilliert hier als sterbender Mann, der erst durch seine Diagnose wirklich zu leben beginnt.

Klar, schwebt wie immer eine Prise Jack Sparrow mit, doch hier geht seine Performance tiefer, viel tiefer. Johnny Depps bester Film und erhabenste Performance seit langem und das, weil er sich hier wohl zu großen Teilen selber spielt. Mit viel Charme, Witz und seiner eigenen Skurrilität, trägt er den Film mit Leichtigkeit auf seinen Schultern. Ein kurzweiliges und  amüsant-trauriges Filmvergnügen!